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Bild der Mutter

Ein Foto, das Fotos zeigt vor einer Wand, auf einem Podest . Drei hölzerne Stufen hinauf, da wo eine Tür sein könnte, jemand herauskommt, die drei Stufen hinuntergeht , da hängt oberhalb der höchsten Stufe das Portrait einer Frau. Sie verdeckt mit beiden Händen ihr Gesicht, verschließt es mit den Innenseiten ihrer Hände. So können die Hände nun nichts mehr geben und nichts mehr annehmen, verschließen das Antlitz. Blind erscheint sie. Die Augen sehen nicht mehr, wer sie ansieht, und werden nicht mehr angesehen. Frontal uns zugewendet, ist die Frau anwesend und abwesend zugleich. Zeitstarr, die nicht mehr Erreichbare, hier nun wie ein Denkmal, das wirkt und doch nicht antwortet.

In Szene gesetzt ist das Gedenken an die Mutter mit Fotos ihrer Kinder, die einst von ihr selber fotografiert wurden. Auch diese Fotos sind nun unerkennbar, wie erblindet im Anonymen ihrer immer gleichen Kehrseite . Bilder des festgehaltenen endlichen Lebens, umgewendet ins unendlich Unerkennbare. Sie fallen von den Stufen herab wie die Falten eines Gewandes, breiten sich auf der Erde aus. Dokumente der Kindheit, schon eingegangen in die Erinnerung der Lebenden, mit deren Tod verlöschen auch sie unter den Augen der Mutter. Erst mit den Spuren des Sterblichen folgen wir der Fährte des Immer - Vorhandenen.

 

Ingrid Bacher 2017